Unscheinbare Holzstämme

Unscheinbare Holzstämme

16. Dezember 2021, Isabelle Egender, angehende Permakultur-Designerin.

Herzlich werden wir auf dem Land der Familie Grünig begrüsst. Bei einem warmen Kaffee stellt uns Nadja Christen, Permakulturdesignerin, das Projekt «Seiliacher» vor und erklärt uns die ambitionierten Ziele für die verschiedenen Bepflanzungen am heutigen Tag. Naschhecke, Hoch- und Niederstamm-Obstbäume, Pilzhölzer und eine Wildhecke von gigantischem Ausmass sollen ihren Weg in die Erde finden. Ja, richtig gelesen: Pilzhölzer.

Kurz etwas zur Entstehung dieser unscheinbaren Holzstämme, die so einiges in sich tragen!

Pilzhölzer sind in Stücke gesägte Holzstämme, die mit Pilzmyzel, dem Wurzelgeflecht von Speisepilzen, beimpft sind. Die Holzstämme stammen von Buchen (Esche, Ahorn, Birke oder Eiche sind auch geeignet), die einen Monat vor der Beimpfung gefällt wurden. Durch die einmonatige Wartezeit sind die pilzabwehrenden Stoffe im Baumstamm nicht mehr aktiv, und der Stamm kann mit dem gewünschten Speisepilz versehen werden. Dafür zersägt man die Stämme in rund 75 cm lange Stücke und bohrt sie ein. In die Bohrlöcher werden Holzdübel hineingestossen, die von einem bestimmten Pilz durchwachsen sind. Die Holzdübel wurden vorher in einem Labor beimpft.

Danach ist Warten angesagt.

In Plastikfolie eingepackt und zugedeckt, werden die Hölzer an einem windstillen, schattigen Platz sich selbst überlassen. Das Pilzmyzel hat in den nächsten drei bis vier Monaten Zeit den gesamten Stamm zu durchwachsen, um anschliessend in die Erde gepflanzt werden zu können.

Pilze mögen es gleichbleibend feucht, schattig und nährstoffreich, stehen jedoch nicht gerne in der Staunässe. Ein windgeschützter Platz verhindert das schnelle Austrocknen.

So, nun wieder zurück zum Seiliacher: Da es hier am geeigneten Standort keinen Schatten gibt, pflanzen wir rings um den Pilzgarten mehrere Haselsträucher. Zu dritt machen wir uns daran, den geplanten Pilzgarten in die Tat umzusetzen.

In unserer Obhut befinden sich mehrere Sorten Pilzhölzer: Limonenseitling, Austernseitling, Stockschwämmchen etc. Wir heben Löcher aus, um die Pilzhölzer hochkant zu 75 Prozent in den Boden zu stellen. Wie amüsant, wenn das Loch nach anstrengendem Graben dann doch zu tief geraten ist. Ausgleich schafft da der Kompost, den wir als Nährstofflieferant unter und neben den Pilzhölzern mit Erde vermischt einfüllen.

Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass die Hölzer im nächsten und an den darauffolgenden zwei bis vier Jahren viele Fruchtkörper – unsere Speisepilze – ausbilden.

Nach getaner Arbeit lassen wir den Blick über das umliegende Ackerland schweifen und merken, dass auch ringsum viel passiert ist: Die Wildhecke ist bepflanzt und mit Mulchmaterial unterlegt, die Hoch- und Niederstammbäume stehen stramm in der untergehenden Sonne.

Rundum sind zufriedene Gesichter zu sehen. Mit ein wenig Stolz staunen wir, was an einem Tag doch alles an Arbeit erledigt werden kann und wie viel Freude das bereitet.

www.pilzgarten.info
www.balmeggberg.ch

 

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Isabelle Egender

Isabelle Egender, Permakulturdesignerin